Chaotischer Schulstart

Entgegen den Verkündungen des Bezirksbürgermeisters und Schulstadtrat Stefan Komoß (SPD) war die Franz-Carl-Achard-Grundschule nicht zum Schulbeginn möbliert, fertig ausgestattet und einsatzbereit.

Bei einer Begehung vor dem Schulbeginn nach den Sommerferien konnte die Linksfraktion feststellen, dass weiter ein Großteil der Ausstattung und des Mobiliars fehlte und noch nicht ersetzt wurde. Mit Beginnen des Schuljahres waren noch nicht alle Klassenräume vollständig nutzbar, Schränke fehlten und die Lehrerinnen und Lehrer mussten Kartons ausräumen und Tische und Stühle aufstellen. Von einem planmäßigen Schulstart konnte nicht die Rede sein.

Es ist zweifelhaft, ob die zuständigen Bezirksstadträte die Umzugsleistungen rechtzeitig und im notwendigen Umfang beauftragt haben. Mit dem Beginn des Schuljahres 2015/16 wurde die gesamte Schule geschlossen und im Nachgang der Schließung wurde ein Abriss der Schule von Stefan Komoß (SPD) als alternativlos dargestellt. Erst aufgrund massiven Drucks der Eltern und engagierter Menschen, sowie mehrerer eingereichter Petitionen an das Abgeordnetenhaus von Berlin wurde von diesem Plan Abstand genommen. Mehr als 5000 Menschen haben mit ihrer Unterschrift für einen Erhalt des historischen Gebäudes gestimmt.

Der Vorgang um die Rettung und Sanierung der Franz-Carl-Achard-Grundschule hat bereits zu massivem Vertrauensverlust bei den Menschen in Kaulsdorf und Mahlsdorf geführt. Die erneuten Verzögerungen und Schwierigkeiten reihen sich nahtlos in das bisherige Versagen ein.

Druck von Links wirkt: Achard-Schule wird saniert!

Nun ist es offiziell: Die Achard-Schule in Kaulsdorf wird nicht abgerissen! Die Eltern können aufatmen. Nachdem ein neues Statikgutachten, nach welchem die Nutzung des Gebäudes mit nur geringem baulichen Aufwand wieder möglich ist, die Runde machte, verkündete der Bezirksbürgermeister und Schulstadtrat Stefan Komoß (SPD) im Schulausschuss am 7. Januar, dass der Abriss vom Tisch sei. Noch bis vor kurzem stellte er den Abriss als alternativlos dar. So heißt es in einer Vorlage des Bezirksamtes: "Die Variante "Abriss Bestandsgebäude und MEB-Neubau" ist im Ergebnis die einzige Variante, die in vertretbaren Zeiträumen realisierbar ist. Alle anderen Varianten benötigen mindestens sechs Jahre Zeit." Entgegen der Darstellung des Bezirksbürgermeisters, wäre ein Modularer Ergänzungsbau (MEB), der an Stelle des alten Schulgebäudes entstehen sollte, nie genehmigt worden.

Neben dem neuen Gutachten war es vor allem der öffentliche Druck durch die Eltern mit ihrer Bürgerinitiative "Sei keine Birne", durch den Heimatverein Marzahn-Hellersdorf und durch die Linksfraktion - auf Bezirks- und Landesebene - und die Fraktion der Piraten in der BVV Marzahn-Hellersorf, der den Bezirksbürgermeister zum Umdenken zwang. Über 5.000 Bürgerinnen und Bürger hatten mit ihrer Unterschrift einen Einwohnerantrag der Bürgerinitiative unterstützt. Der Heimatverein hatte bei der Unterschriftensammlung geholfen. Dessen Vorsitzender Wolfgang Brauer (MdA, DIE LINKE) übergab bei einer Ortsbegehung der Schule am vergangenen Dienstag die Unterschriftenlisten symbolisch an Bezirksstadtrat Richter (SPD) und anschließend an das BVV-Büro.

Bereits im November hatte die Linksfraktion einen Antrag in der BVV für eine Übergangslösung zur Beschulung am Standort der Achard-Schule eingebracht. Dieser wurde von SPD, CDU und Bündnisgrünen abgelehnt. In der BVV-Sitzung im Dezember machten wir uns gemeinsam mit der Fraktion der Piratenpartei in einem Antrag gegen den Abriss der Schule stark. 

Mittlerweile äußerte sich Komoß gegenüber der Presse, dass der Abriss endgültig vom Tisch sei und die Schule bis zu den Sommerferien baulich soweit wieder hergestellt sein soll, dass dort der Unterricht im neuen Schuljahr wieder fortgeführt werden kann. Ende 2019 bzw. Anfang 2020 soll dann die Komplettsanierung beginnen. Zusätzlich soll aufgrund steigender Schüler*innenzahl ein Modularer Ergänzungsbau (MEB) entstehen.

Der politische Skandal um die Achard-Schule ist, neben der vorschnell getroffenen Entscheidung die Schule einfach abzureißen - die Ausschreibung dafür muss jetzt wieder gestoppt werden, was zu Entschädigungszahlungen seitens des Bezirksamtes führen kann -, dass der Bezirksbürgermeister solche Entscheidungen alleine trifft bzw. traf.

Übergangslösung für die Achard-Schule!

- wohnortnahe Schulen statt langer Schulwege.

Derzeit werden die Schülerinnen und Schüler der Franz-Carl-Achard-Grundschule täglich mit Bussen in das 10 km entfernte Ausweichgebäude der Marcana-Schule nach Marzahn-Nord gebracht. Für die Kinder bedeutet das vor und nach dem Schulunterricht jeweils mindestens eine halbe Stunde anstrengende Fahrt. Deshalb setzen wir uns für eine schnellstmögliche Beschulung der Schülerinnen und Schüler der Franz-Carl-Achard-Grundschule in ihrem Wohn-umfeld ein. In der BVV-Sitzung im November haben wir dazu einen Antrag eingebracht und gefordert, Varianten für eine Übergangslösung zu prüfen. Eine Mehrheit aus SPD, CDU und Bündnisgrünen stimmte dagegen. Auch der SPD-Bezirksbürgermeister und Schulstadtrat Stefan Komoß (SPD) nimmt lieber weiterhin den langen Schulweg der Kinder in Kauf. Er will das alte Schulgebäude der Achard-Schule nun abreißen und am Standort einen Modularen Ergänzungs-bau (MEB) errichten. Aus folgenden Gründen lehnen wir dies ab:

  • Ein MEB ist ein Ergänzungsgebäude, aber kein vollwertiger Schulbau. Es sind weder Fachräume, Lehrerzimmer noch ein Sekretariat vorhanden.
  • Ob ein MEB als alleiniges Schulgebäude überhaupt genehmigt wird, ist unklar. Der Bürgermeister will trotzdem das alte Schulgebäude abreißen lassen.
  • Der lange Schulweg bleibt bei dieser Variante noch mindestens bis Ende 2017 bestehen.
  • Im Ausweichgebäude in Marzahn-Nord sollten eigentlich die Kinder der Marcana-Schule einziehen, damit deren Schulgebäude saniert werden kann. Nun müssen die Kinder weiter im alten Gebäude bleiben.

Wir fordern eine schnelle Lösung, damit die Kinder wieder wohnortnah zur Schule gehen können. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die geprüft werden müssen:

  • Schulcontainer können mit allen notwendigen Räumlichkeiten individuell gestaltet werden und sind nach unseren Recherchen innerhalb von 6 Monaten verfügbar. Mögliche freie Flächen sind im Kiez vorhanden.
  • Alternativ könnte ein Holz-MEB innerhalb von 4 Wochen gebaut werden. Dieser wäre mobil und könnte anschließende für andere Schulen im Bezirk genutzt werden.
  • Der geplante Schulergänzungsbau in der Straße an der Schule könnte jetzt schon errichtet werden und damit als Übergangslösung für die Kinder der Franz-Carl-Achard-Grundschule dienen.

Die Linksfraktion fordert außerdem die Veröffentlichung der Wirtschaftlichkeitsbe-trachtungen sowie sämtlicher Gutachten zum Gebäude der Franz-Carl-Achard-Schule.