Nach Schließungen an der Poliklinik am UKB: Ärztliche Versorgung in Marzahn-Hellersdorf weiter in Gefahr
Wie das Bezirksamt auf eine Große Anfrage der Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung bestätigte, werden in der Poliklinik am Unfallkrankenhaus Biesdorf (UKB) zwei Facharztpraxen geschlossen: die Praxis für Augenheilkunde bereits jetzt und die Praxis für Dermatologie zum 1. Januar 2026. Die ohnehin bereits angespannte Versorgungslage in Biesdorf und im gesamten Bezirk Marzahn-Hellersdorf verschärft sich dadurch weiter.
Der Versorgungsgrad der Augenheilkunde liegt in Marzahn-Hellersdorf derzeit bei 87,9, in der Dermatologie sogar nur bei 71,9. Den sogenannten Versorgungsgrad errechnet die Kassenärztliche Vereinigung (KV), indem sie die Anzahl der benötigten Ärzt*innen ("Bedarfsplanung") durch die Anzahl der tatsächlich vorhandenen Ärzt*innen dividiert. Wenn genauso viele Ärzt*innen da sind, wie Ärzt*innen gebraucht werden, liegt der Versorgungsgrad bei 100 Prozent. Unterhalb von 75 Prozent (hausärztlich) bzw. unterhalb von 50 Prozent (fachärztlich) spricht die KV von einer Unterversorgung. Die fachärztliche Versorgungslage in Marzahn-Hellersdorf ist dementsprechend genauso besorgniserregend wie die bei den Hausärzt*innen, wo der Versorgungsgrad in den vergangenen Jahren von 96% in 2019 auf 80,5% in 2025 sank. Das Bezirksamt begründet die Lage einerseits mit einem Mangel an niederlassungswilligen Ärzt*innen, andererseits mit einem Mangel an anderem medizinischen und therapeutischen Personal.
Doch diese Probleme sind hausgemacht, sagt die Linksfraktion Marzahn-Hellersdorf - und fordert zentrale Steuerung durch den Senat und die KV. Vor dem Hintergrund des Personalmangels sollte außerdem die Streichung von Medizinstudienplätzen an der Charité zurückgenommen werden – und das Bezirksamt sollte sich beim Senat dafür einsetzen, dass das geplante Ausbildungszentrum Sozial- und Pflegeberufe in Biesdorf nicht erst 2030 kommt, sondern so bald wie möglich. „Es kann nicht sein“, meint die Linke Bezirksverordnete Regina Kittler, „dass Gesundheitsfürsorge in Berlin davon abhängig ist, in welchem Bezirk man wohnt!“
