Aus den Siedlungsgebieten: Straßenbenennung zu Ehren Charlotte von Mahlsdorfs

Linksfraktion in der BVV

Charlotte von Mahlsdorf, die einst als Lothar Berfelde am 18. März 1928 geboren wurde und leider am 30. April 2002 verstarb, wird jetzt postum geehrt. Anlässlich des Andenkens an die Museumsgründerin des Gründerzeitmuseums fand am 17. März 2018 am Hultschiner Damm gegenüber dem Gutspark eine feierliche Straßenumbenennung statt. Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle, Bezirksstadträtin Juliane Witt und die Geschäftsführerin des Fördervereins Monika Schulz-Pusch luden zur Benennung des Charlotte-von-Mahlsdorf-Rings ein. Das gesamte Wochenende wurde Charlotte von Mahlsdorf gewidmet. Das Gutshaus öffnete das Gründerzeitmuseum mit einem Tag der offenen Tür und ehrte deren Gründerin.

Charlotte von Mahlsdorf interessierte sich bereits als Kind für Frauenkleider und „alten Kram“. Nach dem Ende der NS-Herrschaft wurde aus Lothar das „Lottchen“. Sie liebte Männer und wurde zu der stadtbekannten Figur „Charlotte von Mahlsdorf“. In der Nachkriegszeit begann sie, Haushaltsgegenstände zu sammeln. Ihren Lebensunterhalt bestritt sie damals mit dem Verkauf alter Möbel. Im Jahre 1963 rettete sie die „Mulackritze“ als letzte erhaltene Kneipe aus dem Berliner Scheunenviertel. Diese richtete sie im Keller des Gründerzeitmuseums wieder ein. Im Jahre 1972 wurde das Gutshaus unter Denkmalschutz gestellt und Charlotte widersetzte sich dem Versuch der DDR, das Museum zu verstaatlichen. 1990 kaufte „Lottchen“ das Gründerzeitmuseum, während der Gutshauspark im Eigentum des Landes Berlin blieb.

Im Jahre 1991 überfielen Neonazis eines ihrer Feste. Rechtsextremen und Nationalisten war ihre Lebensweise, ihre offene Liebe zu Männern und ihr Einsatz für Akzeptanz eines vielfältigen Lebens ein Dorn im Auge. Charlotte von Mahlsdorf erhielt 1992 für ihr Wirken das Bundesverdienstkreuz. Sie wurde zu einer der berühmtesten Töchter unseres Bezirkes. Im Jahr 1995 verließ sie Deutschland. Das Museum wurde seit 1997 vom Förderverein des Gutshauses Mahlsdorf weitergeführt.

Mit der feierlichen Straßenneubenennung ehren wir einen Menschen, der nie unumstritten war. Charlotte zeigte immer Charakter und hat unsere Kultur außergewöhnlich bereichert.

Klaus-Jürgen Dahler
Bezirksverordneter