Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen ernst nehmen - reagieren!

Nach Beratung der DRS 0291/VIII im Ausschuss für Gesundheit, Inklusion und Menschen mit Behinderungen erklärt Janine Behrens, gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion in der BVV Marzahn-Hellersdorf:

Entsprechend des Trends der vergangenen Jahre geben die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen des Schuljahres 2015/16 Grund zur Besorgnis und erfordern dringlichst, die Ursachen der Ergebnisse zu hinterfragen und auf sie zu reagieren.

Von insgesamt 2955 untersuchten Kindern haben über 20 Prozent ein sanierungsbedürftiges Milchzahngebiss, 30 Prozent weisen Defizite im Sprach-Subtest Wörter ergänzen auf, über 30 Prozent zeigen Auffälligkeiten im Bereich der Visuomotorik. In verschiedenen sprachlichen Tests belegt Marzahn-Hellersdorf Rang 1 der schlechtesten Ergebnisse im berlinweiten Bezirke-Vergleich; gleichwohl verhält es sich in den Bereichen visuelle Wahrnehmung und Visuomotorik. Folglich erhielten knapp 60 Prozent der untersuchten Kinder eine schulische und  knapp über 13 Prozent eine sonderpädagogische Förderempfehlung.

Zu berücksichtigen ist, dass viele Kinder, denen einen schulische Förderempfehlung ausgesprochen wird, nicht zwangsläufig gefördert werden. Lehrkräfte sollen im Rahmen ihrer Möglichkeit individuell auf diese Kinder eingehen, was in großen Klassenverbänden kaum möglich ist. Nach §5 Abs.2 der Grundschulverordnung sollen die Schulen die medizinische Einschätzung zur Vorbereitung eines individuell förderlichen Lernumfeldes nutzen. Eine Formulierung, die zu nichts verpflichtet. Wir fordern, die gesetzliche Grundlage so zu modifizieren, Schulen unter der Voraussetzung der personellen und finanziellen Untersetzung seitens des Landes Berlin in die Pflicht zu nehmen, Kinder mit schulischem Förderbedarf gezielt zu fördern.

Auffällig sind die Ergebnisse auch hinsichtlich des Sachverhalts, das über 85 Prozent der untersuchten Kinder eine Kindertagesstätte länger als zwei Jahre besuchten. Wenngleich aus diesem Prozentsatz nicht der Umfang der realen Betreuungsstunden hervorgeht, verdeutlicht dieser Umstand, dass sowohl Kita als auch Schule nicht allein die Defizite auszugleichen können, die auf anderen Wegen geschaffen werden – seien es angeborene Faktoren oder Versäumnisse, die aufgrund eines instabilen und anregungsarmen Elternhauses heraus entstehen. In diesem Zusammenhang begrüßt die Linksfraktion, dass im Bericht zu den Ergebnissen der Einschulungsuntersuchungen Aussagen zu den Schwerpunkten gesundheitlicher Prävention getroffen wurden. Die Bezirksregionen Hellersdorf-Nord, -Ost, -Süd und Marzahn-Nord sollen dabei verstärkt von den bereits bestehenden Präventionsangeboten profitieren.  

Die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen zeigen weiterhin, dass Prävention stets vor Intervention geschehen muss, um Kinder bestmöglich auf ihre Zukunft vorzubereiten. Gesundes Aufwachsen ist die Voraussetzung für Entwicklung, Lernprozesse und Integrität.