Abriss der „Galerie M“ ist Gebäudestürmerei

Es macht fassungslos, dass für die Mehrheit aus SPD, CDU und Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung eine Brachfläche an diesem prominenten Standort offenbar kein Problem darstellt.

Zum Abriss des Gebäudes Marzahner Promenade 13, der ehemaligen „Galerie M“, erklären der kulturpolitische Sprecher und Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Weiterbildung, Olaf Michael Ostertag, und der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf, Christian Schwinge:

Der Abriss der ehemaligen „Galerie M“ hat begonnen. Es werden Fakten geschaffen. Sowohl kultur- als auch stadtentwicklungspolitisch ist das verheerend.
 
Offensichtlich waren für die Verantwortlichen der stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft DeGeWo die Signale, dass das Gebäude Marzahner Promenade 13 erhaltenswert ist, nicht ausreichend. Auch Interventionen aus der Senatsebene waren zu zaghaft, um den Abriss abzuwenden. Versäumnisse in der Vergangenheit und Geringschätzung dieses architektonischen Solitärs in der Gegenwart drücken sich darin aus.
 
DIE LINKE hatte in der Bezirksverordnetenversammlung beantragt, sich beim Eigentümer für ein Abrissmoratorium einzusetzen. So sollte die erneute Möglichkeit einer Konzeptentwicklung für den stadträumlichen Angelpunkt geschaffen werden.
 
Leider hat die Koalition dem Vorgang keinerlei Dringlichkeit eingeräumt, so dass der Antrag im Januar nicht mehr abschließend behandelt werden kann. Jetzt ist es zu spät. Das ist Gebäudestürmerei.
 
Die „Galerie M“ des Architekten Wolf R. Eisentraut ist ein unwiederbringliches Monument für  eine eigenständige DDR-Rezeption der Architektur der Postmoderne. Der aufragende Giebel und die Treppenhausrotunde sowie Terrassen und Erker zitieren Architektur-Archetypen der 1970er und 1980er Jahre und sind herausragend sowohl im Kontext der Architekturgeschichte der DDR, als auch der Gesamtberliner Architektur jener Zeit. Die Entfernung des Gebäudes bedeutet einen gravierenden Bruch im Stadtraumbild der Marzahner Promenade.
 
Es macht fassungslos, dass für die Mehrheit aus SPD, CDU und Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung eine Brachfläche an diesem prominenten Standort offenbar kein Problem darstellt. Das zeugt von Kurzsichtigkeit, einem Mangel an stadtplanerischer Fantasie und einer zum neuen Stil erhobenen Ignoranz.