Moderner Unterricht braucht Raum

Erklärung der bildungspolitischen Sprecherin, Sarah Fingarow, zum Schulentwicklungsplan 2013-2017

Nach der Beratung des Schulentwicklungsplans für die Jahre 2013 bis 2017 in der Sitzung des Ausschusses für Schule und Sport am 20. Februar 2014 erklärt Sarah Fingarow, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf:

Es ist davon auszugehen, dass der zu erwartende, ohnehin schon kaum zu bewältigende Anstieg der Schüler*innenzahlen in Marzahn-Hellersdorf in den nächsten Jahre noch dramatisch zunehmen wird. Bezirksbürgermeister Stefan Komoß (SPD) selbst nennt die vernünftige Unterbringung der Schülerinnen und Schüler an den Schulen des Bezirks eine der wichtigsten Herausforderungen bis zum Jahr 2017 und betont in dem Zusammenhang, dass „Konflikte ungeahnten Ausmaßes ausbrechen werden“. So ist es überraschend, dass er als verantwortlicher Stadtrat keine entsprechenden Vorkehrungen für steigende Schüler*innenzahlen trifft.

Herr Komoß teilte in der Sitzung des Ausschusses für Schule und Sport am 20. Februar 2014 mit, dass als Grundlage für die Berechnung der Zahl der Schülerinnen und Schüler im Schulentwicklungsplan die mittlere Variante der Bevölkerungsprognose des Senats herangezogen wurde. Er fügt jedoch an, dass selbst die Werte der maximalen Bevölkerungsprognose im Vergleich zu den realen Zahlen für das Jahr 2013 noch deutlich zu niedrig angesetzt waren.

Doch bis auf den schon im letzten Schulentwicklungsplan angekündigten Schulneubau am Habichtshorst sind keine Schulneubauten geplant. Es wird keine weiteren Schulstandorte im Bezirk geben. Vielmehr wird von der zeitweisen Abweichung von Orientierungswerten für Klassenstärken und das Raum-Zug-Verhältnis an Schulen ausgegangen. Das heißt de facto, dass es zu einer Überbelegung der Schulen kommen wird. Die Linksfraktion Marzahn-Hellersdorf lehnt dies ab.

Der vom Bezirksamt zur BVV am 27. Februar 2014 vorgelegte Sozialbericht 2012 zeigt weitere Problemlagen auf. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Hälfte der SGB II-Empfänger*innen nur über einen geringen oder keinen Schulabschluss verfügen. Gleichzeitig ist die Zahl der Kinder unter 6 Jahren in SGB II-Haushalten besonders hoch und wird tendenziell weiter ansteigen.

Angesichts der schwierigen sozialen Lagen und der Armut an formaler Bildung eines Großteils der Eltern in Marzahn-Hellersdorf halte ich eine massive Überschreitung von Richtwerten bei den Aufnahmekapazitäten der Schulen für falsch. Gute Bildung braucht auch entsprechende räumliche Bedingungen und kann nicht in vollgestopften Klassenräumen stattfinden. Moderner Unterricht findet zu einem großen Teil auch in Kleingruppen statt. Dafür und vor allem auch für eine inklusive Bildung sind die räumlichen Voraussetzungen, wie beispielsweise Therapieräume, notwendig. Zukünftig wird es an Schulen jedoch nicht einmal separate Horträume geben.

Innerhalb Marzahn-Hellersdorfs ist der Anstiegs der Zahl der Schülerinnen und Schüler sehr ungleich verteilt. Wie genau, wird jedoch im Schulentwicklungsplan nicht aufgeführt. Die Linksfraktion Marzahn-Hellersdorf fordert deshalb eine Sozialraumorientierung bei der Bedarfsplanung. Die Entwicklung der Schüler*innenzahlen und die Zahl der zur Verfügung stehenden Schulplätze müssen nach Sozialräumen dargestellt werden. Nur so kann eine sinnvolle Planung für Schulneu- und Erweiterungsbauten entsprechend der unterschiedlichen Bedarfe in den einzelnen Sozialräumen des Bezirkes vorgenommen werden. Insbesondere im Grundschulbereich können fehlende Schulplätze nicht stadtteilübergreifend ausgeglichen werden.

Schulentwicklungsplan 2013-2017 für den Bezirk Marzahn-Hellersdorf

Kleine Anfrage zu Schulgebäuden, die derzeit nicht für den Schulbetrieb in Marzahn-Hellersdorf genutzt werden