Aus den Siedlungsgebieten: Gedenkorte ehren und bewahren!

Die Bezirksverordnetenversammlung, das Bezirksamt und der Heimatverein Marzahn-Hellersdorf gedachten im Januar 2017 gemeinsam mit den Kameraden des VVN-BdA der Opfer der faschistischen Nazidiktatur an der Stele für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie auf der Bezirksverordnetenversammlung. Sie brachten aus Anlass des vom früheren Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführten „Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ ihre Wertschätzung gegenüber den sechs Millionen ermordeten Juden, den Opfern des antifaschistischen Widerstandes, der Roten Armee und der anderen Alliierten sowie den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern zum Ausdruck.

Heute die Opfer des Faschismus zu ehren heißt zugleich, sich mit rechtsextremen, ausländerfeindlichen und rassistischen Tendenzen in der Gesellschaft auseinanderzusetzen. Dazu zählt auch die Bewahrung der Gedenkorte des Bezirkes. Hierzu zählt auch die Open-Air-Ausstellung des Lagers Kaulsdorfer Straße 90, welche am 1. Mai 2013 durch das Bezirksmuseum eröffnet wurde. Das Gelände am Rande der Wuhle gehörte bis Anfang der 1930er Jahre dem in Erkner lebenden Juden Felix Walter. Im Jahre 1938 wurde er von den Nazis enteignet. Die Nazis begannen mit dem Bau eines Gemeinschaftslagers für Arbeitskräfte der Deutschen Reichsbahn. Ab 1940 wurden hier zuerst französische und ab 1942 auch sowjetische Kriegsgefangene unter katastrophalen Bedingungen eingesperrt und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Sie bewohnten einstöckige Baracken und für fünfzig Personen gab es nur einen Tisch. Die Zwangsarbeiter waren völlig unterernährt und besaßen lediglich zerrissene und verschmutzte Kleidung. Die meisten waren durch den Hunger aufgedunsen und versuchten, dem langsamen Sterben durch die Flucht zu entkommen. Viele kamen bei den Luftangriffen der Alliierten im Winter 1943/1944 ums Leben. Erst am 23. April 1945 konnten sowjetische Truppen das Zwangsarbeiterlager befreien.

Es waren unsagbar viele, die hier in unserem Siedlungsgebiet ermordet wurden oder durch Hunger und Elend ums Leben kamen. Vergessen wir nie, dass das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte auch hier bei uns seine furchtbaren Spuren hinterlassen hat. Lassen wir niemals wieder zu, dass Rechtsextreme und Nationalisten über unsere und andere Nationen bestimmen können.

Klaus-Jürgen Dahler
Stellvertretender BVV-Vorsteher