Unverantwortlich: Bezirksparlament Marzahn-Hellersdorf verweigert politischen Einsatz für die Nummer-gegen-Kummer
Nachdem bekannt geworden war, dass der Berliner Senat zum 1. April seine finanzielle Unterstützung für die Beratungs-Hotline Nummer-gegen-Kummer beenden möchte, setzten Linke und Grüne das Thema aufgrund seiner Dringlichkeit kurzfristig auf die Tagesordnung der Bezirksverordnetenversammlung am 20. März. Die beiden Fraktionen forderten das Bezirksamt auf, sich beim Senat für eine Fortsetzung der Finanzierung für die Nummer-gegen-Kummer starkzumachen - doch vergeblich: Die Stimmen der Verordneten von AfD und CDU reichten aus, um beide Anträge zunächst in den Hauptausschuss zu schicken - wodurch ein sofortiger Beschluss des Bezirksparlaments verhindert wurde. Und nach Abschluss der Beratungen im Ausschuss wird es zu spät sein: Denn die Entscheidung des Senats tritt ja wie gesagt bereits in wenigen Tagen in Kraft.
Dabei ist das telefonische Seelsorge-Angebot der Diakonie nicht nur sprichwörtlich bekannt - eben als Nummer-gegen-Kummer -, sondern für Kinder und Jugendliche in Notlagen von extrem großer Bedeutung: Mehr als 10.000 Berliner Kindern und Jugendlichen hat sie allein im Jahr 2024 zugehört und konnte in vielen Fällen helfen. Auch das Elterntelefon wird rege genutzt. Und da das gesamte Angebot von Ehrenamtlichen gestemmt wird, werden die fehlenden 100.000 Euro, die der Senat in seinem Sparwahn nun streichen möchte, tiefe Löcher reißen. "Es steht zu befürchten", kommentiert Linke-Verordnete Regina Kittler, "dass ohne die finanzielle Unterstützung durch den Senat die Nummer-gegen-Kummer ihren Betrieb in Berlin komplett einstellen muss." Alternative Angebote gibt es nicht wirklich, wie die CDU behauptet, denn ihnen fehlt einerseits das lokale Wissen über Berlin und andererseits der konsequente Anonymitätsanspruch der Diakonie. "Deshalb ist es unfassbar, dass der Senat ausgerechnet hier kürzen will. Diese Sparpolitik zynisch zu nennen, finde ich mittlerweile noch verharmlosend. Der Senat setzt hier die psychische Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen aufs Spiel. Im schlimmsten Fall sogar ihr Leben."
Warum die Marzahn-Hellersdorfer CDU-Fraktion verhindern möchte, dass das Bezirksamt sich beim Senat für dieses Hilfsangebot einsetzt, sei dahingestellt: Regelrecht absurd ist die Verschiebung in den — für Finanzen zuständigen — Hauptausschuss, weil es in diesem Fall ja mitnichten um Bezirksfinanzen geht, sondern um Landesmittel. “Da würde dem Bezirksamt sicher kein Zacken aus der Krone brechen”, meint Bjoern Tielebein, Vorsitzender der Linksfraktion Marzahn-Hellersdorf. “Aber offenbar ist die Bezirks-CDU mal wieder demonstrativ desinteressiert, wenn es um soziale Belange geht — erst recht, wenn ihre Parteikumpels im Senat schon vorgelegt haben.”