Rede anläßlich des Gedenkens zum 8.Mai

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe Freundinnen und Freunde,

ich begrüße Sie alle recht herzlich hier am sowjetischen Ehrenmal auf dem Parkfriedhof Marzahn. Ich freue mich, dass so viele Menschen gekommen sind, um mit uns an diesem 8. Mai gemeinsam an die Befreiung vom Hitler-Faschismus zu erinnern.

Am 8. Mai 1945 um 23:01 Uhr mitteleuropäischer Zeit schwiegen die Waffen. Die Schreckensherrschaft der Nazis war beendet, Europa befreit. Unser Dank gilt allen Nationen der Anti-Hitler-Koalition, die im gemeinsamen Kampf den deutschen Faschismus besiegten, Unterdrückte befreiten und Frieden erzwangen. Unsere Gedanken sind bei den durch die Nazis ermordeten Millionen Opfern, für die es keine Befreiung gab.

Auch in Marzahn-Hellersdorf sind die Spuren des unendlichen Leids der Opfer der Nazis auch weiterhin sichtbar. Und es gilt dafür zu sorgen, dass diese Sichtbarkeit nicht erlischt. Denn Orte der Verbrechen sind uns und nachfolgenden Generationen Erinnerung und Mahnung zugleich.

Ganz hier in  der Nähe, am heutigen Otto-Rosenberg-Platz, errichteten die Nazis 1936 anlässlich der Olympischen Spiele das erste rassistisch definierte Zwangslager. Nach Marzahn, weit ab des Stadtzentrums, verschleppten sie alle Sinti und Roma, denen sie habhaft werden konnten und hielten sie gefangen. Otto Rosenberg war in diesem Lager interniert und wurde später, wie die meisten Gefangenen, nach Auschwitz deportiert. Er überlebte den Holocaust und engagierte sich zeitlebens für die Rechte der Sinti und Roma in Deutschland. Unser Bezirk ist sich der mit diesem Ort verbundenen Verantwortung bewusst. Daher ist es kein Zufall, dass der Platz und die angrenzende Straße den Namen Otto Rosenberg trägt.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

wir stehen gemeinsam in der Verantwortung, dass NIE WIEDER keine hohle Phrase bleibt, sondern mit konkretem Handeln gelebte Praxis.

Nach den schrecklichen Verbrechen der Deutschen während der Naziherrschaft, nach der Shoa, dem Massenmord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden, ist es ein großes Glück und sicher keine Selbstverständlichkeit, dass in unserer Stadt wieder ein vielfältiges jüdisches Leben existiert. Unsere Nachbarinnen und Nachbarn vor dem wieder um sich greifenden Antisemitismus zu schützen, muss uns allen Verpflichtung sein.

 

Meine Damen und Herren,

Dieses Gedenken, ob hier an diesem Ehrenmal oder an historischen Orten selbst, ist auch weiterhin wichtig. Es liegt an uns, dass wir es lebendig gestalten, immer wieder neue Formen finden, um auch besonders junge Menschen zu erreichen.

Lassen Sie uns heute und morgen die Befreiung feiern, der Millionen Opfer der Nazis gedenken und dankbar an die Befreierinnen und Befreier erinnern.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!


Steffen Ostehr, Bezirksverordneter in der BVV Marzahn-Hellersdorf (Vorsteher der BVV von 2021 bis 2023)