In die Höhe wachsen - nicht in der Fläche. Wäre das nicht eine nachhaltige Wohnungsbauentwicklung?

Um dem Bevölkerungswachstum Berlins gerecht zu werden, sind jedes Jahr bis zu 20.000 neue Wohnungen notwendig. Neben der Verdichtung vorhandener Wohnquartiere und der Erschließung verschiedener Wohnraumpotentiale im Bestand geht das auch über die Ausweisung neuer bebaubarer Gebiete. So hat der Senat große Neubaustandorte auf Restflächen im Inneren der Stadt und vor allem Flächen am Rande ausgewiesen. Nicht nur unter ökologischen Gesichtspunkten ist manches dieser Vorhaben umstritten.

Dabei ist es wichtig, dass die Anwohner*innen mitgenommen, die Öffentlichkeit beteiligt wird. Doch darüber hinaus ist unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit der Stadtentwicklung zu fragen, ob es weiterhin Sinn macht, möglichst jede innerstädtische Kleingartenanlage plattzumachen, Parks zu bebauen, Grünzüge und Klimaschneisen zu verstellen, während man andererseits einer aus dem 19. Jahrhundert stammenden Ästhetik folgend am liebsten nur Ein- und Zweifamilienhäuser oder bestenfalls sogenannte „Town Houses“ errichtet, wertvolle Flächen verbaut, Boden zerstört.

Warum verständigt man sich nicht darüber, entlang bestehender Verkehrsachsen auf eine geschlossene Bauweise zu setzen, statt große Flächen dahinter zu zersiedeln (wie z.B. in den Planungen zum „Blankenburger Süden“ oder auch zu den zum Glück erst mal gescheiterten Planungen der „Elisabethaue“)? Aber auch in unserem Bezirk könnte man sich eine mehrgeschossige geschlossene Bebauung mancher Flächen an der Chemnitzer Straße oder am Hultschiner Damm statt des Verbauens der zweiten und dritten Reihe vorstellen, für die meisten Gebiete kommt das hier leider zu spät. Generell sollte dort, wo bereits Bebauung bestand, wie in Teilen der Großsiedlung, auch eine höhergeschossige Bebauung ermöglicht werden, Bürgerbeteiligung muss ja wohl auch für uns nicht heißen, jedem Partikularinteresse nachzugehen.

Berlin muss, wenn es weiter wächst, vor allem auch weiter in die Höhe wachsen. Dazu gehört auch das eine oder andere Hochhaus, wo es Sinn macht, vielleicht auch an zentralen Stellen unseres Bezirkes, zum Beispiel an den einst hierfür geplanten Ecken an der Plaza der heutigen „Hellen Mitte“, aber sicherlich nicht nur da.

Frank Beiersdorff
Sprecher für Umwelt und Naturschutz