Sicheres Lernen statt Prüfungsdruck

Zur Entscheidung der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie die schriftliche Prüfung für den Mittleren Schulabschluss (MSA) auszusetzen erklären der bildungspolitische Sprecher der Linksfraktion Marzahn-Hellersdorf, Steffen Ostehr, und die Vorsitzende des Schulausschusses der BVV Marzahn-Hellersdorf, Sarah Fingarow:

Wir begrüßen die Entscheidung zur Aussetzung der schriftlichen MSA-Prüfung ausdrücklich! In Anbetracht des Schulstartes am 27. April und den damit verbundenen logistischen sowie personellen Herausforderungen ist es richtig, dass die Schüler*innen keine schriftlichen MSA-Prüfungen absolvieren müssen.

Das sehen auch die zwölf Berliner Bezirkselternausschüsse und der Vorstand des Landeselternausschusses so. Deren Forderung nach Aussetzung der regulären Prüfungen hat sich die Senatsverwaltung nun angeschlossen. Im Gegensatz zum Abitur, für das der Prüfungszeitraum am 20. April begann, wird der MSA auch ohne Prüfungen bundesweit anerkannt.

Der nicht unerhebliche psychologische Druck aufgrund der Pandemie wird durch den Prüfungsdruck für die Schüler*innen, aber auch das Lehrpersonal erheblich verstärkt. Seit Mitte März hat kein regulärer Unterricht mehr stattgefunden. Schüler*innen müssen unter teils belastenden Lebenssituationen Zuhause lernen. Das eigene Wohnumfeld ist in aller Regel kein idealer Lernort. Die Corona-Pandemie lässt die sozialen Unterschiede sichtbar werden und verstärkt diese im Hinblick auf den Lernerfolg. Nicht alle Schüler*innen verfügen über die notwendigen Rückzugs- und Lernmöglichkeiten. Wem die technischen Hilfsmittel wie Computer oder WLAN mit Internetzugang fehlen, wird zusätzlich abgehängt. Hier gilt es Abhilfe zu schaffe und insbesondere benachteiligte Schüler*innen zu fördern.

Wir als Linksfraktion fordern, genau zu schauen, was die einzelnen Schulen zur Wiederaufnahme des Schulbetriebes noch benötigen. Insbesondere bei der Aufrechterhaltung und Umsetzung der Hygienevorschriften brauchen die Schulen und die Lehrer*innen die Unterstützung der Verwaltung. Desinfektionsmittel und Mund-Nasen-Schutz – beispielsweise für Schüler*innen, die für den Rückweg von der Schule mit den öffentlichen Verkehrsmitteln noch einen solchen benötigen – müssen gegebenenfalls gestellt werden.

In den kommenden Wochen wird nicht das reine Vermitteln von Unterrichtsstoff im Vordergrund stehen, sondern der pädagogische Auftrag von Schulen. Das pädagogische Personal sollte deshalb in die Lage versetzt werden, Vertrauenssprechstunden (ggf. auch telefonisch) für ihre Schüler*innen anzubieten und regelmäßigen wöchentlichen Kontakt zu den Schüler*innen zu halten. Außerdem muss geprüft werden, ob und wie Schüler*innen, die derzeit nicht oder nur kaum in der Lage sind zu lernen, unterstützt werden können – zum Beispiel durch die Bereitstellung von technischen Geräten und einem ruhigen Arbeitsplatz in der Schule. Des Weiteren müssen Schulen technisch für eine digitale Zukunft fit gemacht werden.