Gewonnen hat der Spaß: Kricket in Hellersdorf

Auf einer großen Grünfläche neben der Maxie-Wander-Straße ist das Spielfeld aufgebaut, zur Stärkung stehen Kaffee und Kuchen bereit. Doch es wird noch etwas dauern, bis zwei »Profi«-Mannschaften vollzählig sind – vollzählig zum Kricket.

Kricket, ein Schlagballspiel, ist hierzulande kaum bekannt. Umso mehr begeistert Cricket, wie es auch geschrieben wird, in Indien und Pakistan, in England, Australien und Südafrika. Warum nicht auch mal in Hellersdorf?

Die Initiative »Kunst im Untergrund – Mitte in der Pampa« des Trägers "Neue Gesellschaft für Bildende Kunst" (nGbK) lud am dritten Augustsonnabend gemeinsam mit Bewohner*innen aus der Unterkunft Maxie-Wander-Straße und Nachbar*innen rund um den Boulevard Kastanienallee und aus dem Kiez unweit vom U-Bahnhof Cottbuser Platz zum Kricket-Fest.

Schon im November 2018 hatte sich die Fraktion DIE LINKE mit einem Antrag in der Bezirksverordnetenversammlung dafür eingesetzt, dass das Projekt "station urbaner kulturen" des Trägers "Neue Gesellschaft für Bildende Kunst" weitergeführt wird. In seiner Antwort hat das Bezirksamt seine Bedeutung explizit betont. Es ist mehr als ein künstlerisches Projekt, mehr als ein bloßes Partizipationsprojekt: Das Projekt eröffnet Möglichkeiten für Begegnungen der alten und neuen Nachbar*innen, sich gemeinsam kennenzulernen, Freizeit zu verbringen und Vorbehalte abzubauen rund um den Boulevard Kastanienallee.

Dabei sind die Akteure durchaus einfallsreich. Seit 2017 gibt es beim Athletik-Club Berlin (ACB) eine Kricket-Mannschaft, die vor allem aus Bewohner*innen aus der Unterkunft besteht und seitdem mit Begeisterung und immer professioneller spielt. An diesem Wochenende gab‘s wieder einmal Kricket, wozu auch wir Nachbar*innen vor Ort eingeladen waren.

Wir waren also neugierig und da es anfangs an Spieler*innen mangelte, entscheiden wir kurzentschlossen: Wir machen jetzt mal einen Kricketschnellkurs. Letzten Endes bildeten wir mit geübten Spieler*innen, absoluten Laien und bewegungsbegeisterten Kindern zwei sehr gemischte Mannschaften.

Geduldig erläutert Adam Page die Regeln und verteilt die Punkte. Wir rennen und versuchen, Bälle zu treffen und zu fangen. Wir treffen und fangen wenig, wir lachen dafür viel. Nach Punkten hat der Spaß gewonnen - für die die mitmachten und die die zuschauten. Es war schön in die fröhlichen und für die Zeit des Spiels sorglosen und glücklichen Augen zu blicken.

Eva Hertzsch, eine der Initiator*innen, erzählt über das Mitmachen. Sie berichtet über das nachbarschaftliche Engagement von aMenschen, die rund um den Kastanienboulevard wohnen - Deutsche und Geflüchteten - die versuchen, ein Stück Selbstverständlichkeit im alltäglichen Umgang miteinander zu leben, was durchaus nicht einfach ist. Dafür kann die Einladung auf die Wiese ein Angebot sein, sich zu begegnen, Zeit miteinander zu verbringen und ins Gespräch zu kommen.

Wo nachmittags Kricket gespielt wird, hält abends die Städteplanerin Tinatin Gurgenidze einen Vortrag über die Biennale in Tbilissi 2018. Die Biennale fand in einer Großsiedlung aus sowjetischen Zeiten am Rande der georgischen Hauptstadt statt. Besonders interessant ist, wie die Bewohner*innen, jetzt Eigentümer*innen ihrer Wohnungen, die gebaute Umwelt dort veränderten und so an ihre sich ändernden Bedürfnisse anpassten – scheinbar chaotischen Auswirkungen an Gebäuden und auf Flächen, verursacht durch berechtigte Interessen. Das ergibt Gesprächsstoff für die anschließende Diskussion.

Ein erlebnisreicher Sonnabend in der »Pampa«, im Grünen inmitten von Platte mit interessanten Leuten.

Marina Richter-Kastschajewa, Fraktionsgeschäftsführerin & Sabine Schwarz, Sprecherin für Inklusion