Fünf Fragen an Irina Hirseland

 

Irina Hirseland ist Gleichstellungs- und Behindertenpolitische Sprecherin der Linksfraktion Marzahn-Hellersdorf.

Warum ist eine bezirkliche Infrastruktur für Frauen überhaupt notwendig?

Die Frage lässt sich am besten aus der Sicht des Gender Mainstreaming (Integration der Geschlechter in die Gesellschaft) beantworten. Das funktioniert wie der TÜV und bewertet die Auswirkungen von Entscheidungen, Beschlüssen für Frauen und Männer! Gender Budgeting ist die Anwendung des Gender Mainstreaming im Haushalt.

Wäre das in allen Bereichen berücksichtigt, bräuchte man keine Fraueninfrastruktur.
Im Bezirk leben rund 12700 Frauen, da ist eine solche Struktur notwendig. Bedarf besteht sowohl für niedrigschwellige als auch Angebote auf höherem Niveau.

 

Welche Aufgaben haben Frauennetz und Frauenbeirat?

Der Frauenbeirat begleitet Verwaltungsentscheidungen aus politisch-ökonomischer Sicht mit Schwerpunkt Alleinerziehende.
Das Frauennetz ist ein Zusammenschluss von Projekten, wie „Marie“, „Hafen“, „MIM“, „Helma“, „Mathilde“ u.a. Hier werden Frauen geschult und auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Einige Projekte widmen sich einer speziellen Thematik, bieten Hilfe bei häuslicher Gewalt.

 

Stichwort häusliche Gewalt, ein Thema auch in Marzahn-Hellersdorf?

Überall, auch in unserem Bezirk nimmt die häusliche Gewalt zu, zum großen Teil bedingt durch ökonomische Abhängigkeit. Sie trifft alle Kreise!
Wir sind ein Bezirk, der viele Angebote unterbreitet. Einen guten Ansatz bieten die sozialen Stadtteilzentren.

 

Welche Schwerpunkte setzt die LINKE in der Gleichstellungspolitik?

Unser Hauptziel ist der Arbeitsmarkt, weg von prekären Arbeitsverhältnissen. Es gilt, die Frauenprojekte stark zu machen. Sie müssen Ansprechpartnerinnen sein, um Frauen zurück auf den Arbeitsmarkt zu bringen. Im Haushalt sollten mehr finanzielle Mittel dafür beantragt werden. Der ÖBS ist ein guter Ansatz. Als Linke müssen wir uns stark machen, dass hier der Ausbau kommt, nicht das Stopp!

 

Was heißt Gleichstellungspolitik für Dich?

Nicht nur Frauenpolitik! Meine weibliche Sicht lautet: „Mit Männern gemeinsam die Welt besser machen!

Wenn Frauen nur hinter dem Herd stehen, gehen wertvolle Ressourcen verloren, denn sie sind ausgebildet. Sie sollten nicht nur Konsumentinnen sein, sondern auch Handelnde und vor allem ihre eigenen Strukturen finden.
Noch viel mehr gehört dazu, Frauengesundheit (Beispiel Mammografiescreening) bzw. überhaupt eine geschlechterdifferenzierte Medizin; bedarfsorientierte Kitas mit verlängerten Öffnungszeiten; die Gleichstellung- und behandlung von Behinderten, die Thematik gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften.

 

 

Das Gespräch führte Sabine Behrens