Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung

Persönliche Erklärung Sabine Schwarz zum 5. Mai 2021, Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, verlesen in der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung am 29. April 2021.

Sehr geehrte Frau Vorsteherin, liebe Kolleginnen und Kollegen Verordnete, sehr geehrtes Bezirksamt,

Mit dieser persönlichen Erklärung möchte ich auf den Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, der am 5. Mai europaweit begangen wird, aufmerksam machen. Ich möchte die verschiedensten Veranstaltungen dazu in den Focus rücken. Vorrangig möchte ich aber auf die Kluft zwischen den im Grundgesetz verankerten gleichen Rechten der Menschen und der Lebenswirklichkeit in der Bundesrepublik aufmerksam machen. Allzu oft werden Menschen mit Behinderungen nur am Rand oder gar nicht wahrgenommen- schon gar nicht wird ihnen als gleichberechtigte Partner*innen auf Augenhöhe begegnet.

Auch hier in Marzahn-Hellersdorf rufen die Beauftragte für Menschen mit Behinderungen, der Behindertenbeirat und viele Aktionäre anlässlich des Protesttags dazu auf, sich zu beteiligen, Menschen mit Behinderungen eine laute Stimme zu geben.

Beispielsweise werden Inklusionberater*innen an dem Tag im öffentlichen Raum Barrieren markieren und mit den Bürger*innen diesbezüglich ins Gespräch kommen. Neben vielem anderen wird in Kooperation mit Handiclapped – Kultur Barrierefrei e. V. und e. dynamis e.V. am 5. Mai von 18.00 – 20.30 Uhr "Die Party zum Protest – Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung" im Zoom-Meeting stattfinden. Es gibt viel Musik (live und vom Band) und kurze Redebeiträge, Stimmen und Meinungen zum diesjährigen Motto „Deine Stimme für Inklusion – mach mit!“ 

Der Beirat für Menschen mit Behinderungen Marzahn-Hellersdorf wird sich in einem Statement äußern, das gerade erarbeitet wird. Gern zitiere ich Frank Holzmann, den Geschäftsführer BALL e.V. und Leiter der Koordinierungsstelle für Inklusion:

Eine der zutreffendsten Aussagen in der Arbeit für und mit Menschen mit Beeinträchtigung ist die, dass ein Mensch nicht behindert ist, sondern behindert wird! Gerade jetzt in der Corona-Pandemie wird deutlich, dass Krankheit und damit leider auch oft verbunden eine individuelle Beeinträchtigung, sich nicht an Lebensplanungen, Lebensumständen, beruflichem Werdegang oder sonst irgendetwas anderes hält. Jede und Jeder von uns kann jederzeit von jetzt auf gleich ‚behindert‘ sein oder werden. Auch wenn Krankheiten eine Rolle in der Entstehung von Behinderungen spielen, ist es in gravierendem Maße die Umwelt, die durch räumliche, digitale oder soziale Barrieren ‚hinderlich‘ auf die Entwicklung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen wirkt.

Wir wollen am 5. Mai 2021, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, deutlich machen, dass es eben nicht geht, nicht zu akzeptieren ist, dass Menschen kategorisiert werden, andere Menschen, ob mit oder ohne Behinderung als Last, lästig, unbequem, unpassend, unschön empfunden werden. Es geht darum, das Leben in einer menschenwürdigen Gesellschaft so zu gestalten, dass eben alle, unabhängig von einer Behinderung, dem Alter, oder der Herkunft miteinander gleichberechtigt leben können! Jeder Mensch muss ein selbstbestimmtes Leben in seinem gewählten gesellschaftlichen Umfeld führen können. Nicht der einzelne Mensch muss sich anpassen, sondern es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Barrieren, die Menschen an der Teilhabe (be)hindern, zu beseitigen. Insofern gilt auch für die rund 50.000 im Bezirk Marzahn-Hellersdorf lebenden Menschen mit Beeinträchtigung jetzt und künftig das Motto: „Nichts über uns, ohne uns - nur mit uns!“

Das nimmt uns als politisch Verantwortliche in die Pflicht! Reden wir nicht nur - nehmen wir diese Aufgabe ernsthaft und engagiert an!