Artenvielfalt erhalten verlangt nach aufmerksamen Bürger*innen

Kommunen bemühen sich um den Erhalt der biologischen Vielfalt - auch Berlin. Seit nunmehr sechs Jahren befindet man sich in der Erarbeitung und Umsetzung einer Strategie zur biologischen Vielfalt. Dabei belegen Untersuchungen, dass Menschen die unterschiedliche Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten in ihrer Umwelt durchaus wahrnehmen – selbst wenn sie die Arten nicht einzeln mit Namen aufrufen können. Oder auch: Biologische Vielfalt macht glücklich!

Berlin bot bisher gegenüber den ausgeräumten Agrarlandschaften noch den Vorteil, dass es viele Gebiete gab, die unfertig sind, brach liegen, selbst der Staub und Schmutz der Großstadt gab vielen Tierarten eine Heimat. Berlin ist gerade deshalb die „Hauptstadt der Spatzen“, deren Population hier im Unterschied zu allen anderen Großstädten stabil war oder sogar anwuchs. Die Herausforderung der praktischen Umsetzung einer Strategie zur biologischen Artenvielfalt wäre ein Monitoring, eine ständige Begleitung, wie sich jene unter den Bedingungen der wachsenden Bebauung entwickelt. Eine klare Forderung wäre: Mit jedem Neubau oder jedem Umbau eines bestehenden Gebäudes müssen Ersatzstandorte, im Idealfall auch zusätzliche Standorte, für Brut- und Nistmöglichkeiten für Singvögel und andere Gebäudebrüter geschaffen werden.

Unter normalen Bedingungen eine gesetzlich geregelte Selbstverständlichkeit, unter den jetzigen Verhältnissen eine Herausforderung für alle, die die Natur lieben, die umgebenden Lebewesen beobachten, ihnen zumindest mit Achtung begegnen.

Dass es notwendig ist, dass Bürger*innen den Handelnden im Baugeschehen auf die Finger zu schauen, zeigen die Erfahrungen jüngster Zeit mit Bauvorhaben der Genossenschaft „Grüne Mitte“. Dabei wurden Nester zerstört und Jungvögel eingemauert. Aufmerksame Bürger*innen sind notwendige Korrekturen gegen Arroganz und Ignoranz.

Frank Beiersdorff
Umweltpolitischer Sprecher