Die Würde des Menschen ist unantastbar – älteren Menschen eine Stimme geben!

Diskriminierung und Misshandlung von Seniorinnen und Senioren sind leider immer noch viel zu oft ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Viele Jahrzehnte lang wurde das Problem der Altersdiskriminierung und der Misshandlung von älteren Menschen totgeschwiegen. Dabei ist Gewalt gegen Ältere keine Seltenheit, sondern traurige Realität.

Um die Öffentlichkeit und die Politik mehr für dieses Thema zu sensibilisieren, hat die UN-Generalversammlung im Jahr 2006 beschlossen, den 15. Juni zum Welttag gegen die Diskriminierung und Misshandlung älterer Menschen zu erklären.

Gerade zu Beginn der Coronapandemie litten viele Seniorinnen und Senioren unter den Kontaktbeschränkungen. Die Möglichkeiten, sich bei vorhandenen Problemen an eine qualifizierte Beratungsstelle zu wenden waren und sind eingeschränkt.

Vor allem Missstände in der häuslichen Pflege und Betreuung, seelische und körperliche Misshandlungen, finanzielle Ausbeutung und Vernachlässigung, finden kaum bis gar nicht ihren Weg in die Öffentlichkeit. Sie bleiben allzu oft in den eigenen vier Wänden und sind meist das Ergebnis von einer Überforderung der pflegenden Angehörigen. Hier wäre schon lange der Staat in der Pflicht, pflegende Angehörige zu entlasten.

Martina Polizzi, Sprecherin für Seniorenpolitik für Die Linke in der BVV Marzahn-Hellersdorf bezieht ganz klar Stellung: „Physische und psychische Gewalt gegen ältere Menschen ist ein ernst zu nehmendes, weltweites Problem. 4 bis 6 % der Menschen über 60 Jahren berichten davon, bereits Opfer von Diskriminierung und Gewalteinwirkung geworden zu sein, die Dunkelziffer dürfte noch um einiges höher sein. Denn wer im Alter misshandelt wird, der ist entweder nicht in der Lage sich Hilfe zu suchen, findet keine Anlaufstellen, die sich des Problems annehmen würden oder schämt sich zu sehr, um überhaupt über die Vorfälle zu sprechen. Gesundheitspolitische und gesellschaftliche Missstände wie die
Überforderung von Pflegekräften und Angehörigen, sowie die häufig schwache finanzielle Situation im Alter, begünstigen mögliche Misshandlungen und Diskriminierungen.“

Auch die Lage in den Pflegeeinrichtungen für ältere Menschen wurde durch die Coronapandemie und die damit einhergehenden Besuchsverbote verschärft. Angehörige konnten nicht mehr wie gewohnt ihre Besuche tätigen und verloren damit auch den Einblick in die Arbeit und Betreuung der Pflegeeinrichtungen und der dort tätigen Pfleger*innen. Mögliche Missstände, viel zu oft hervorgerufen durch einen Mangel an Pflegepersonal, konnten so nicht entdeckt und angezeigt werden.

Martina Polizzi abschließend: „Dieser Welttag sollte uns alle daran erinnern, dass jeder von uns älter wird und sich auch im Alter ein Leben in Würde und ohne Angst wünscht. Niemand sollte wegsehen, wenn in seinem näheren Umfeld ältere Menschen diskriminiert und misshandelt werden. Vielmehr sollten wir Seniorinnen und Senioren mit dem Respekt und der Liebe behandeln, die sie verdient haben.“